Europa muss sich auf mehr russischen Einfluss in Afrika vorbereiten

Der Putsch in Burkina Faso ist der nächste Rückschlag im Anti-Terror-Kampf des Westens in der Sahelzone. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das dortige Militär sich bald an Russland wendet – schließlich richtet Europa gerade alle Aufmerksamkeit auf die Ukraine.

Während der Westen mit mäßigem Erfolg nach einer gemeinsamen Strategie in der Ukraine-Krise sucht, findet eine weitere Krise mit europäischer Relevanz weitgehend unter dem Wahrnehmungsradar statt. In Burkina Faso stürzte das Militär die Regierung, es war der fünfte Staatsstreich in der Sahelzone innerhalb von nur 17 Monaten. Mali war gleich zweimal Schauplatz, hinzu kommen Guinea und Tschad.

Und in Burkina Faso wurden nun von Unterstützern des Militärs russische Fahnen geschwenkt. Es würde nicht überraschen, wenn sich die Generäle wie ihre Kollegen in Mali im Kampf gegen den ausufernden Terrorismus (und für die eigene Machtsicherung) tatsächlich künftig an Russland wenden würden. Moskau ist mit der Kreml-nahen Söldnertruppe Wagner bereits in Mali aktiv, nachdem die ehemalige Kolonialmacht Frankreich dort seine Anti-Terror-Truppe „Barkhane“ abgezogen hat.

Doch selbst wenn dieses Szenario in Burkina Faso nicht eintreten sollte, ist die Entwicklung für den Westen beunruhigend. Zum einen ist sie ein weiterer Beleg seines erfolglosen Einsatzes in der Sahelzone. Die katastrophale Sicherheitslage in Burkina Faso wurde nicht ausreichend berücksichtigt, Frankreich etwa war nicht annähernd mit den gleichen Mitteln präsent wie in Mali oder im Niger. Und natürlich schwächt jeder Putsch die ohnehin kaum vorhandenen staatlichen Strukturen in der Sahelzone.

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So wird die Ausbreitung des islamistischen Terrorismus in Westafrika begünstigt. Doch seine nachhaltige Bekämpfung kann es nur in Zusammenarbeit mit demokratisch legitimierten Regierungen geben. Diese Prämisse muss gelten, selbst wenn dann der russische Einfluss weiter zunehmen sollte. Frankreich ging dabei durchaus flexibel vor und trägt eine Mitschuld am derzeitigen Domino-Effekt.

Französische Flexibilität

Als im Tschad das Militär nach dem Tod des Präsidenten dessen Sohn – einen General – zum Nachfolger machte, sah Paris wohlwollend darüber hinweg, dass dafür die Verfassung außer Kraft gesetzt wurde. Schließlich war man sich der Loyalität des familiären Nachfolgers sicher.

Und es stellt sich auch in Deutschland die Frage, wie in solchen Fällen mit der Entwicklungszusammenarbeit umgegangen wird. In Mali findet diese seit dem ersten Putsch im August 2020 „regierungsfern“ statt. Die Projekte werden also an den Militärs vorbei „mit privaten Firmen, der Bevölkerung vor Ort und lokalen Partnern abgewickelt“.